USA - Kalifornien/Baja California Nord
2011 | USA - California | km |
03.10.2011/Mo | Eureka - Leggett | 176 |
04.10.2011/Di | Leggett - Mendocino | 114 |
05.10.2011/Mi | Mendocino - Salt Point | 130 |
06.10.2011/Do | Salt Point - Bodega Bay | 67 |
07.10.2011/Fr | Bodega Bay - Nappa | 147 |
08.10.2011/Sa | Nappa - San Francisco | 163 |
09.10.2011/So | San Franisco | 0 |
Wochenbericht – 03. bis 09.10.2011 von Eureka bis San Francisco, California
Immer noch regnet es in Strömen – wir wollen aber weiter. Kurz nach Eureka liegt das Dorf Ferndale abseits der Hauptstrasse und es ist laut Führer besuchenswert. Das ist es tatsächlich in mancherlei Hinsicht. Einerseits zeigt sich die Sonne, andererseits bevölkern keine Touristenscharen den Ort und das Dorf ist tatsächlich hübsch. An der Hauptstrasse stehen viele, mit Liebe restaurierte viktorianische Häuser. Wir finden auch das älteste, am westlichsten liegende Hotel in Kalifornien, das Hotel Ivanhoe aus dem Jahre 1875.
Ein Besuch wert ist das Geschäft des Kunstschmiedes mit einer grossen Auswahl an selbst hergestellten Kunstgegenständen. Der Highway 101 führt uns weiter direkt durch den Redwood National Park. Wir nehmen die 32-Meilen lange Nebenstrasse, die „Avenue of the Giants“, welche durch Kaliforniens grösstem Redwood Park, dem Humboldt Redwoods State Park führt. Auch hier sind wir wieder fast alleine unterwegs. Die kleinen Orte an der Strecke sind für Touristen ausgelegt und haben Souvenirshops, Restaurants und teilweise kleine Hotels. Ein Halt ist aber nicht unbedingt zwingend.
Bei einem „Drive-Through Redwood“, einem Redwood unter welchem man mit dem Auto durchfahren kann, machen wir einen kurzen Halt. Mit unserem Fahrzeug geht das natürlich nicht (der Baum ist zu klein)! Der Baum ist abgestorben und muss mit Seilen gestützt werden. An der Kasse sitzt eine ältere Dame und Ernest meint, die beiden (Baum und Dame) seinen beide etwa gleich alt, ihr Zustand lasse sich vergleichen und die beiden werden wohl bald einmal miteinander in die ewigen Jagdgründe eingehen.
Die Strasse ab Leggett in Richtung Pacific ist sehr kurvenreich und hügelig. Zu sehen sind die „Tedy Roosevelt’s Elk“, eine grössere Hirschart. Die Männchen tragen riesige Geweihe und werden bis zu 500 kg schwer. Im Jahre 1925 gab es nur noch etwa 25 Exemplare dieser Gattung, heute sind es wieder ungefähr 1000. Bei einem Lookout treffen wir auf Uwe und Claudi aus Deutschland. Sie sind schon zwei Jahre unterwegs mit Ihrem eigenen Wohnmobil und haben eine längere Zeit in Mexico verbracht. Für uns eine gute Gelegenheit, weitere Informationen zu erhalten. Wir werden uns am Abend „irgendwo“ auf der Strecke treffen.
Auf dem Costal Highway 1, genannt „PCH“ oder Pacific Coast Hwy, welcher teilweise hoch über den Küste entlang führt und Blicke auf die dramatisch wild wirkende Küste freigibt, gelangen wir via Fort Bragg nach Mendocino. Gegründet von umgesiedelten New-Englanders in den 1850 Jahren, steht der Ort heute auf der Liste der „National Register of Historic Places“. Mit Wassertürmen im Neu England Stil und den viktorianischen Häusern diente der Ort als Kulisse für über 50 Filme, unter anderen „East of Eden“ (1954) und „The Majestic“ (2001). In diesem Ort haben sich viele Künster angesiedelt und es gibt zahlreiche hübsche Galerien mit schönen Ausstellungen. Das Mendocino Hotel, gebaut im Jahre 1878, ist zugleich das älteste wie auch das beste Haus im Dorf und wahrlich ein Stück aus dem „Old West“ mit authentischer Möblierung aus der Zeit. Im Van Damme State Park Campground (Kosten U$ 35.- ohne Elektrizität und Wasser!) laden wir Uwe und Claudi zum Nachtessen ein und haben einen lustigen, informativen und unterhaltsamen Abend. Am Mittwochvormittag besuchen wir nochmals Mendocino.
Der Spaziergang entlang den Klippen auf der Landzunge, auf welcher der Ort gebaut wurde, gibt wiederum schöne Blicke auf die wilde Küste frei. Ein Rundgang durch das Dorf ist heute bei Sonnenschein und kleineren Regengüssen doch einiges besser als gestern. An der Bar im Mendocino Hotel genehmigen wir uns einen Apéro. Weiter südwärts beim Point Arena Lighthouse, dem einzigen begehbaren Leuchtturm in Kalifornien, schalten wir eine Pause ein.
Der Leuchtturm, welcher kürzlich für etwa 5 Mio. $ restauriert wurde, ist 10 Stockwerke hoch und 145 Treppenstufen führen zur Aussichtsplattform. Wiederum sind Wale zu beobachten. In Salt Point erhalten wir im Campground für 20 $ einen der schönsten Plätze auf unserer Reise. Er liegt direkt an der Klippe und bietet wunderschöne Blicke auf die wilde Küste, die vorbeiziehenden Gewitterwolken mit Regenbogen und die sporadischen starken Regengüsse.
Die Besichtigung des Fort Ross ist leider nicht möglich – Closed for the Season. Das hölzerne Fort, welches von der Strasse aus ein wenig eingesehen werden kann, wurde 1812 von einer Gruppe von 25 Russen und etwa 80 Alaskiern (inklusive Indianer der Kodiak- und Aleutianstämme) errichtet. Es war der südlichste Aussenposten der Russen für Pelzhandel (Seals) und wurde bis 1842 gehalten. Bald gelangen wir nach Bodega Bay, zu unserem heutigen Tagesziel. Zuerst geht es auf einen längeren Spazierrundgang zum Bodega Head mit hochaufragenden Klippen auf der vorgelagerten Bodega Bay Peninsula. Die Brandung ist gewaltig und die Wellen schlagen mit grosser Wucht auf die Felsen und Klippen. Im RV Campground bei der Marina bekommen wir einen Platz direkt am Wasser und können bei Sonnenschein alle unsere Teppiche, Tücher, Schuhe usw. trocknen und Bob mal wieder so richtig durchlüften.
Im Restaurant Lukas Warf in Bodega Bay essen wir eine ausgezeichnete Clam Chowder (ein Tipp eines Amerikaners, anscheinend die beste Clam Chowder zwischen San Francisco und Seattle). Das Dorf hat seinen Namen von Juan Francisco de la Bodega y Quadra, Kapitain der Spanischen Schaluppe Sonora erhalten, welche im Jahre 1775 in die Bay eingelaufen ist. Bodega Bay und das einige Kilometer weiter im Landesinnere liegende Bodega sind aber vor allem berühmt geworden durch Alfred Hitchcock, welcher hier teilweise den Film „The Birds“ gedreht hat (siehe Kurzgeschichte). Bodega liegt auf unserem Weg in Richtung Santa Rosa und wir müssen im Ort „des Geschehens“ einen Halt einlegen. Die Kirche und das Schulhaus sind die Highlights im kleinen Dörfchen und haben im Film eine Rolle gespielt. Im Grocerie Store entdecken wir eine beachtliche Sammlung von Relikten aus der Zeit der Dreharbeiten und Bilder von Hitchkock, sowie einiger Fotos eines kürzlichen Besuchs der damaligen Hauptdarstellerin Tippi Hedren (nach Gracy Kelly die Lieblingsblondine von Alfred Hitchkock). Die Weiterfahrt führt uns nach Occidential. Hier findet jeden Freitag ein grosser Farmersmarket statt, mit Musik und Unterhaltung, allerdings erst ab 16 Uhr am Nachmittag. So lange wollen wir nicht warten und fahren weiter, dem Russian River entlang und bald durch Weinberge von Sonoma Valley, nach Santa Rosa, der grössten Stadt des nordkalifornischen Weinanbaugebietes. Tom Waits, einer von Ernests Lieblingsmusikern und Schauspieler (Down by Law) lebt hier. Bei Barns und Noble kaufen wir den von Uwe und Claudia empfohlenen Campingführer von Mexico sowie einige weitere Landkarten. In der Brasserie genehmigen wir uns ein Dutzend feine Austern, eine gute Quiche und eine Flasche Sauvignon Blanc von Kunde. Diese Mahlzeit hätte in keiner Beziehung einen Vergleich mit einem ähnlichen Restaurant in Frankreich scheuen müssen! Auf dem Weg Richtung Napa besuchen wir kurz das Weingut von Kunde und fahren anschliessend durch Sonoma und übernachten in Nappa.
Am nächsten Vormittag geht es ins hügelige Hinterland zu „Hess“. 1978 erwarb der Berner Unternehmer Donald M. Hess im kalifornischen Napa Valley die ersten Rebparzellen abseits der touristischen Weinrouten und traditionellen Weinbaugebiete. In der einzigartigen Hügellandschaft des Mount Veeder, hoch über dem Napa Tal, fand er das Gelände, das seinen Idealvorstellungen von Rebbergen entsprach. Von den Christian Brothers pachtete Hess das alte Kellereigebäude sowie 50 Hektar Rebberge am Mount Veeder. Damit begann der Aufbau des heutigen Weingutes mit über 500 ha in Produktion. Am Mount Veeder, 600 Meter über dem Napa Valley, bieten magere Böden auf vulkanischem Untergrund und die Brisen vom nahen Pazifik ideale Bedingungen für den Rebbau. Die Spitzenweine HESS COLLECTION Mountain Cuvée und HESS COLLECTION Cabernet Sauvignon sind Gewächse von diesen Lagen. Die Hess Collection Winery beherbergt eine permanente Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Das umgebaute Steinhaus aus dem Jahr 1903 ist täglich für das Publikum zugänglich. Es dient als Schaubühne von Tradition und Moderne in der Weinbereitung und verbindet Gestern und Heute in Wein und Kunst, in Kellerei und Galerie (ein typischer Werbespruch, wie er aus jedem Prospekt stammen könnte. Trotzdem, die Kellerei hat einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, die Weine sind eher teuer, aber entsprechend gut).
Das Unternehmen Hess wurde 1844 im bernischen Kirchberg durch Johann Heinrich Hess gegründet und war über drei Generationen lang bis in die 1960er Jahre eine Bierbrauerei. Unter der Leitung von Donald M. Hess, in der vierten Generation, erschloss das Unternehmen 1960 die Valser St. Petersquelle und führte die Mineralwassermarke Valser ein. 1968 wurde die Bierbrauerei verkauft und 1978 als zweites Standbein das Weingeschäft aufgebaut. Seit dem Verkauf der Valser Mineralquellen AG im Oktober 2002 an Coca Cola konzentriert sich die Hess Family Estates AG auf die Bereiche Wein, Gastronomie und Liegenschaften und besitzt mittlerweile acht Weinkellereien auf vier Kontinenten (Stand 2011) sowie zahlreiche Restaurants und Hotels in der Schweiz.
Heutiges Ziel ist San Francisco, wobei wir noch die Muir Woods besuchen wollen. Durch hügeliges Gebirge mit vielen neu erbauten Villen gelangen wir zu diesem Park. Die Parkplätze sind überfüllt und am Strassenrand stehen die Autos bis weit ins Tal hinunter. So brechen wir unser Vorhaben ab und gehen stattdessen am schönen und sympathischen Muir Beach spazieren. Bei der Anfahrt zur Golden Gate Bridge erfolgt dann die grosse Überraschung. Wir sehen hunderte von Segeljachten, Booten und Schiffen in der Bucht von San Francisco und immer wieder fliegen die „Blue Angels“, das Pendant zu unserer „Patrouille Suisse“, über die Bucht und die Golden Gate Bridge (ohne Nebel!) und somit über unsere Köpfe hinweg. Es muss wohl ein grosses Fest im Gange sein, von welchem wir keine Ahnung haben. Wir fahren zum Presidio Park und wollen zum Campground.
Dieser ist leider nur noch für Jugendgruppen zugängig. Ernest ist besorgt, Bob lädt nicht genügend Luft – wir werden wohl in den nächsten Tagen eine Garage aufsuchen müssen. Trotzdem fahren wir zurück zu einem Parkplatz beim ehemaligen Health Center (zwischen 15th und 14th Street, oberhalb der Lake Road) am südlichen Rand des Presidio. Hier gibt es wunderschöne Parkplätze ohne Verbotstafel für Camping. Diese sind erst noch über das Wochenende gratis. Im Internet haben wir uns über die Festivitäten schlau gemacht und sehen, dass am Sonntag um 12.30 Uhr die Columbus Day Parade, auch „Italian Heritage Parade“ genannt, stattfindet. Der Kolumbus-Tag erinnert an die Landung des italienischen Seefahrers Christoph Kolumbus am 12. Oktober 1492 in der Neuen Welt. Zu Fuss machen wir uns auf den 5,2 Meilen langen Fussweg zum Washington Square. Wir marschieren durch schöne Villenquartiere (Jackson Street). Viele der grossen Herrschaftshäuser haben eine prächtige Sicht auf die Stadt und die Bay. Nach gut 1 ½ Stunden Fussmarsch gelangen wir zum Ort des Geschehens und haben Glück.
Gleich an der Strasse vor einem italienischen Restaurant stehen viele Tische und zahlreiche Italiener nehmen dort ihr Mittagessen ein und sehen sich die Parade an. Wir bekommen einen Platz im Restaurant hinter den offenen Fenstern und dürfen sogar Calou mit hinein nehmen (das Restaurant gehört einem Sizilianer)! So haben wir eine gute Sicht auf das Geschehen. Es ist ein typisch amerikanischer Umzug, eine „Parade“, ein „Chrüsimüsi“ ohnes Gleichen. Soldaten der im Hafen stationierten Kriegsschiffen gehen zu Fuss, dicke Italiener fahren in ihren Ferraris, Generäle grüssen das Publikum von Mustang Cabriolets aus, der Pilzkönig aus dem Piemont macht seine Aufwartung und die Königin Isabella mit Ihrer Hofstatt grüsst vom Pferdewagen – auch Christoph Kolumbus fehlt nicht! Nach dem Ende dieses kunterbunten Umzuges begeben wir uns zu Fuss zum Fisherman’s Wharf. Immer noch fliegen die „Blue Angels“ über die Bucht und zeigen ihr Können, bis Nebel aufzieht und die Vorstellung ihr Ende findet. Die ganze Umgebung hier am Wasser hat sich in den letzten 40 Jahren (wir waren im 1971 das erste Mal hier) gewaltig geändert. Damals gab es nur das rote Backsteingebäude mit einigen Läden und Kaffees und vielen Hippies, die ihre Ware feilboten.
Heute ist das ganze Quartier ein richtiger Rummelplatz geworden. Ernest mag sich noch gut daran erinnern, als wir vor 40 Jahren zusammen mit unseren Eltern bei „Somas“ essen waren – das Restaurant gibt es heute noch und scheint immer noch eine gute Adresse zu sein. Wir werden langsam müde und fahren mit einem Taxi zurück zum Presidio PP.
Kurzgeschichte 27- „Die Vögel“ – „The Birds“ geschrieben von Daphne du Maurier und verfilmt von Alfred Hitchcock
Handlung: In einer Zoohandlung in San Francisco lernt der Anwalt Mitch Brenner die verwöhnte und selbstbewusste, bisweilen arrogante Melanie Daniels kennen und spielt ihr einen Streich. Diese scheint von seinem frechen Auftreten jedoch recht angetan und möchte ihn darum mit einem Besuch in dessen Elternhaus in Bodega Bay überraschen. An der Küste wird sie von einer Möwe angegriffen und am Kopf verletzt. Melanie beschließt zu bleiben und kommt in einem Zimmer neben der Schule unter, wo sie die Lehrerin Annie, eine ehemalige Geliebte Mitchs, kennenlernt. Annie warnt sie vor Mrs. Brenner, Mitchs herrschsüchtiger Mutter, die hat Angst, ihr Sohn könnte das heimische Nest wegen einer Frau verlassen. Am nächsten Tag kommt es bei der Geburtstagsfeier von Mitchs kleiner Schwester Cathy zu einem weiteren Angriff von Vögeln. Zu Dutzenden stürzen sie sich auf die Kinder herab und hacken ihnen auf Köpfe und Gesichter ein. Später am Abend dringen ganze Scharen von Vögeln durch den Kamin in das Haus der Brenners ein. Als Mrs. Brenner am nächsten Morgen einen Nachbarn besuchen möchte, entdeckt sie das erste Todesopfer: Die Leiche des Farmers liegt mit ausgehackten Augen im Schlafzimmer. Im weiteren Verlauf des Films häufen sich die Angriffe der Vögel und nehmen an Aggressivität zu. Annie wird beim Versuch, Mitchs Schwester zu retten, von Vögeln getötet. Schockiert verbarrikadieren sich die Brenners in ihrem Haus, doch die zugenagelten Türen und Fenster bieten kaum ausreichend Schutz. Bei einem Angriff auf dem Dachboden kommt Melanie beinahe zu Tode. Da Melanie ärztliche Hilfe benötigt und die Lage im Haus aussichtslos geworden ist, machen sich die vier Protagonisten gemeinsam auf den Weg nach draußen. Dort bietet sich ihnen ein apokalyptisches Bild: Die gesamte Landschaft ist voll von abertausenden wartenden Vögeln. Langsam fahren sie einem ungewissen Ende entgegen.
Bodega Bay: Der Hauptort der Handlung Bodega Bay liegt an der Westküste der USA, knapp 100 km nordwestlich von San Francisco. Dem Zuschauer wird im Film suggeriert, dass alle Ortsteile wie Pier, Gemischtwarenladen und Schule zu einer einzigen zusammenhängenden Kleinstadt gehören. Tatsächlich schuf Hitchcock im Film ein fiktives Bodega Bay, das sich aus mehreren unterschiedlichen Schauplätzen zusammensetzt. So wurden die Szenen am Ufer (Bootsstege, Fischereigebäude und Restaurant mit angrenzendem Parkplatz) am Tides-Wharf-Komplex gedreht, der sich etwa 700 m vor dem eigentlichen Bodega Bay am Highway No. 1 befindet. Die Post bzw. der Gemischtwarenladen (im Film Brinkmeyer's genannt), das davor liegende graubraune Fischmarktgebäude sowie die Tankstelle sind hingegen bloße Kulissen, die auf dem Gelände der Universal Studios bei Los Angeles errichtet wurden. Die Schule und die direkt daneben befindliche Kirche stellen wiederum echte Gebäude dar, welche allerdings im etwa 8 km östlich gelegenen Ort Bodega an der Bodega Lane im Landesinneren stehen. Nur eine einzige Szene, in der die Kinder vor den angreifenden Vögeln aus der Schule bergab Richtung Bucht fliehen, wurde tatsächlich in Bodega Bay in der Taylor Street gedreht.
Durch den Einsatz unterschiedlicher Techniken wurde trotz dieser zum Teil weit voneinander entfernt liegenden Drehorte während des gesamten Films ein konsistentes Ortsbild geschaffen. So beauftragte das Studio den Maler Albert Whitlock mit Matte Painting, einem Verfahren, bei dem real gedrehte Szenen – insbesondere Hintergrundaufnahmen – nachträglich künstlerisch bearbeitet werden. Als Melanie Daniels die Bucht mit dem gemieteten Boot überquert, sieht der Zuschauer am Hügel oberhalb des Piers auch die Schule und Kirche zusammen mit einigen anderen Gebäuden. Diese Landschaft wurde durch Eingriffe des Künstlers stark verfremdet, da im Bereich der Tides Wharf in den 1960er Jahren (und auch heute noch) nur sehr wenige Häuser vorhanden waren. Eine ebenfalls häufig eingesetzte Methode ist die Rückprojektion (im engl. auch rear projection oder process shot genannt). Reale Aufnahmen – häufig aus bewegten Fahrzeugen heraus gefilmt – werden im Studio auf transparente Leinwände projiziert, während die Schauspieler gleichzeitig im Vordergrund agieren. Eine solche Einstellung wurde verwendet, als Melanie aus San Francisco kommend Bodega Bay erreicht und nach rechts Richtung Brinkmeyer's abbiegt. Noch deutlicher wird die Kunst der Illusion, als Melanie zusammen mit Cathy Brenner und einem anderen Kind nach der bereits oben erwähnten Flucht aus der Schule in einem parkenden Auto am Straßenrand Schutz sucht: Der Blick durch die Heckscheibe zeigt die Schule in Bodega, während in der anderen Richtung das Ende der Taylor Street in Bodega Bay und die dahinter liegende Bucht erkennbar sind.
Das Potter Schoolhouse (im Film schlicht Bodega Bay School genannt) und die benachbarte St. Teresa's Church können heute noch in Bodega besichtigt werden. Das Schulgebäude ist in Privatbesitz, im Erdgeschoss befindet sich ein Souvenirladen mit Gegenständen, die an den Film erinnern. Abgesehen vom inzwischen dichten Nadelholzbewuchs der unmittelbaren Umgebung, die nicht mehr an die karge Hügellandschaft der frühen 1960er Jahre erinnert, ist das Schulgebäude äußerlich kaum verändert. Das Haus der Lehrerin Annie Hayworth neben der Schule wurde von der Filmcrew als Kulisse errichtet und nach Ende der Dreharbeiten abgetragen. Heute befindet sich dort ein Wohnhaus ähnlichen Stils.
Auf der anderen Seite der Bucht liegt der Ort Bodega Head. Dort spielen im Film sämtliche Szenen um das Anwesen der Familie Brenner. Die genaue Stelle ist durch eine Ansammlung von Zypressen markiert. Das Haus der Brenners und die rote Scheune waren ebenso wie der Bootssteg temporär errichtete Kulissen. In Wirklichkeit befanden sich dort früher nur einige kleine verfallene Hütten. Das Studio hatte seinerzeit Mühe, die ältere Besitzerin davon zu überzeugen, ihr Grundstück vorübergehend für Dreharbeiten nutzen zu dürfen.
Ironie der ganzen Geschichte: Kurz nachdem die Verfilmung begann, hat eine reale Vogelattacke stattgefunden. In der kleinen verschlafenen Ortschaft Capitola, südlich von Santa Cruz sind tausende von Seemöwe/Seagulls Amok gelaufen/geflogen, haben Grundstücke verwüstet und Personen angegriffen.
2011 | USA - California | km |
10.10.2011/Mo | San Francisco | 0 |
11.10.2011/Di | San Francisco | 5 |
12.10.2011Mi | San Francisco | 40 |
13.11.2011/Do | San Francisco | 36 |
14.10.2011/Fr | San Francisco | 0 |
15.10.2011/Sa | San Francisco - Pacifica | 50 |
16.10.2011/So | Pacifica | 0 |
Wochenbericht – 09. bis 16. Oktober, eine Woche San Francisco
Fast eine ganze Woche haben wir in San Francisco verbracht. Montag ist es sehr regnerisch und so schalten wir einen Ruhetag mit einigen Spaziergängen durch den Presidio Park ein. Am nächsten Tag fahren wir mit dem Gratisshuttle „Go around the Parc“ zuerst zum Presidio beim Crissy Field und dann weiter mit dem Anschlussbus in die Stadt. Alles geht prima, auch mit Calou. Mit dem Cable Car wollen wir eine „Runde“ fahren. Die Cablecarführer (und alle andern im öffentlichen Verkehr) sind extrem unfreundlich.
Wegen Calou müssen wir drinnen sitzen – und werden darauf aufmerksam gemacht, dass er einen Maulkorb zu tragen hat (den hatten wir dabei). Wir fahren bis Chinatown und erkunden das Quartier zu Fuss. Bei einem Fotoladen schauen wir „kurz“ rein und wollen uns lediglich informieren, was eine neue kleine Lumix kostet. Ein äusserst gerissener Verkäufer bedient uns. Er ist Amerikaner und mit einer Schweizerin verheiratet, lebte etwa 6 Jahre mit der Familie in Kriens und spricht einwandfreies Schweizerdeutsch. Sein Leitspruch ist: „So öppisch häsch no nie gseh“ – und er hat auch noch recht damit. Das tolle an der neuen Kamera ist, dass sie auch mit „Touchscreen“ funktioniert. Er demonstriert uns, wie man Fotos machen kann, ohne dass das „Zielobjekt“ es merkt. Und so sind wir mit einer neuen Kamera und dem entsprechenden Zubehör, entgegen dem Vorsatz von Ernest, nochmals darüber zu schlafen, aus dem Laden gegangen. Gegen Abend wollen wir mit dem Shuttle wieder zurück zum Bob. Keine Chance. Dieses Mal erklärt uns der Fahrer, dass auf diesem Shuttle Hunde nicht mitgenommen werden. Also nehmen wir ein Taxi. Aber auch dort akzeptiert erst ungefähr der vierte Fahrer einen Hund. San Francisco bietet einiges mehr als nur die Golden Gate Bridge, Fisherman’s Wharf, Chinatown und den Coit Tower (siehe Kurzgeschichte).
An der East Bay, in der Gegend des Crissy Fields, einem ehemaligen Flugfeld, wird zur Zeit viel gebaut und der Strand renaturalisiert. Wir nutzen das schöne, warme Wetter und spazieren dem Strand entlang bis zur Golden Gate Bridge.
Die Tage sind rar, an denen die Brücke nicht im Nebel steht – wir haben heute Glück. Anschliessen befahren wir einen Teil des „49 Miles Drive“ und machen auch einen Halt auf den Twin Peaks. Eine tolle Aussicht bietet sich von hier auf die Stadt. Am Donnerstagmorgen erhalten wir auf dem Presidio Parkplatz, auf welchem wir nun schon seit ein paar Tagen stehen, Besuch von einem Polizisten auf seiner Harley. Er erklärt uns sehr höflich und beinahe kameradschaftlich, dass es grundsätzlich verboten ist, auf „Federal Properties“ zu campen. Offensichtlich hat die Polizei von einem Anwohner „unseres“ Parkplatzes einen Anruf erhalten und der freundliche Polizist muss seine Pflicht erfüllen. Wir wollen diesen Platz aber eh in einer halben Stunde verlassen und so brauchen wir uns über den Denunziant nicht zu ärgern.
Auf dem Internet suchen wir eine Firma, welche Alarmanlagen einbaut und finden Custom Car Alarms, Mr. RD Sam. Unsere Alarmanlage funktioniert schon seit längerem nicht mehr und alle Bemühungen, diese wieder in Gang zu bringen, sind bisher gescheitert. Wir rufen an und man meint, wir sollen mal vorbei kommen. Ernest meint, die Chancen stehen 2 zu 98, dass dieser Besuch nichts bringen wird. Trotzdem fahren wir hin und RD schaut sich die Sache an. Er macht einen äusserst kompetenten Eindruck und so vereinbaren wir, am nächsten Tag zur Installation einer neuen Anlage nochmals vorbei zu kommen. Gegen Abend fahren wir zum Candlestick RV Park, gleich neben dem Stadium der San Francisco 49ers. Diese Anlage ist dürftig, die Kosten hoch und die Umgebung darf als „not the best neighborhood“ bezeichnet werden. Trotzdem haben wir wieder einmal einen sehr netten Abend mit neuen Reisebekanntschaften. Simone und Olav aus Deutschland mit Paco, dem Hund und ihrem Magirus Deutz, einem ca. 30 Jahre alten Fahrzeug. Die Wohnkabine haben die beiden selber ausgebaut und ihre interessanten Reiserouten und –berichte sind unter www.two-vagabonds.de nachzulesen. Am Freitag fahren wir also zu Custom Car Alarms und das Quartier dort zählt auch nicht zu den besten.
Viele Drögeler, Kriegsgeschädigte, Penner usw. wohnen im gegenüberliegenden Civic Hotel, einer total herunter gekommenen Bleibe. Eine junge, ungepflegte und drogenabhängige Frau in zerrissenen Kleidern kommt vorbei und sucht das Gespräch, in der Meinung, wir seien vom Roten Kreuz! Sie geht dann einige Meter zu einem verlotterten Auto weiter, mistet dieses 30 Minuten lang aus und fährt tatsächlich in ihrem Zustand auf und davon! Trotzdem wage ich mich zusammen mit Calou auf einen längeren Spaziergang zur „Dolores“, zur 1776 erbauten Kirche und Mission, auf die die Wurzeln von San Francisco zurückgehen. Zurück zum Alarm: Mr. Sam macht sich gleich an die Arbeit und später gesellt sich noch ein Mitarbeiter zu ihm. Der gestrige gute Eindruck bestätigt sich. Nach etwa 5 Stunden haben wir eine neue, einfache und funktionstüchtige Alarmanlage im Bob mit welcher zusätzlich die Fahrerkabine abgesichert werden kann. Von Olaf haben wir den Tipp bekommen, dass man mitten in der Stadt beim Pier 39 ½ zu einem sehr vernünftigen Preis parken und übernachten kann. Irgendwie finden wir lediglich Pier 29 ½ mit Parkplätzen und diese kosten für ein RV glatte $ 55.- für die Nacht. So fahren wir weiter zur Baker Street und übernachten hinter dem Palace of Fine Arts. Nicht gerade der ruhigste und sauberste Platz, dafür wieder gratis, was Ernest natürlich freut! Seit einiger Zeit stehen wir wieder in Kontakt mit Rita und Christian (Mini und TAB) und vereinbaren, uns in Pacifica, südlich von San Francisco zu treffen. Wir fahren der Küste entlang, durch schöne Villenquartiere, durch den Land’s End Park, zum Seal Rock (ohne Seals) und weiter den Sanddünen entlang zum RV Park in Pacifica.
Anlässlich des Nachtessens haben wir uns viel von unseren Reisen zu erzählen und die Nacht wird kurz. Sonntag bleiben wir noch im RV Park und erledigen einige Arbeiten. Unter anderem buchen wir auch unsere Flüge von Los Angeles nach Zürich. Mitte Dezember werden wir mit Calou für gut zwei Monate nach Hause kommen. Rita und Christian fahren am Nachmittag noch kurz in die Stadt und am Abend werden wir mit einem superfeinen „Dim-Sum“-Nachtessen überrascht – und es gibt wieder eine kurze Nacht. Von Christian erhalten wir noch einige „Apps“-Empfehlungen und er kann uns auch beim Einrichten unseres „Spots“ behilflich sein. An dieser Stelle möchten wir uns einmal bei all den Reisebekanntschaften ganz herzlich für die zahlreichen Tipps und Ratschläge bedanken.
Kurzgeschichte 28 – Coit Tower, San Francisco
Der Coit Tower, ein Aussichtsturm auf dem Telegraph Hill in San Francisco, wurde von Arthur Brown Jr. und Henry Howard 1934 erbaut. Lillie Hitchcock Coit, ein Kind der High Society, war eine große Verehrerin der tapferen Feuerwehrleute von San Francisco. Einer Legende nach half sie bei einem Brand in der Nähe von Telegraph Hill, und wurde so das Maskottchen der Engine Company No. 5 of the Volunteer Fire Department (Freiwillige Feuerwehr). Bei ihrem Tod im Jahr 1929 hinterließ sie der Gemeinde 100.000 $ für die Verschönerung der Stadt. Mit dieser Spende wurde schließlich im Jahr 1934 der 64 Meter hohe Aussichtsturm im Art Deco-Stil, auf dem Telegraph Hill zu Ehren der Freiwilligen Feuerwehr errichtet. Die Legende, dass der Coit Tower zu Ehren der Feuerwehrleute errichtet wurde, welche bei dem genannten Brand ums Leben gekommen sind, stimmt nur bedingt. Daneben sollte er auch die Schönheit der Stadt erhöhen und als Aussichtsturm dienen, von dem aus sich das Panorama San Franciscos genießen lässt. Ins Reich der Märchen gehört dagegen die Geschichte, dass die Form dem Ende eines Feuerwehrschlauchs entsprechen soll. Dies wurde nie von den Architekten beabsichtigt und ist der offiziellen Tafel am Coit Tower deutlich zu entnehmen.
2011 | USA - California | km |
17.10.2011/Mo | Pacifica - Santa Cruz | 127 |
18.10.2011/Di | Santa Cruz - Monterey | 108 |
19.10.2011/Mi | Monterey - Carmel/Saddle Mountain | 60 |
20.10.2011/Do | Carmel - Hwy 1/Lucia Lodge, Big Sur | 101 |
21.10.2011/Fr | Hwy 1/Big Sur - Montana de Ora/Morro Bay | 108 |
22.10.2011/Sa | Montana de Ora - El Capitan SB/Goleta | 213 |
23.10.2011/So | El Capitan/Goleta - Santa Barbara | 40 |
Wochenbericht – 17. bis 23.10.2011. Von Pacifica nach Santa Barbara
Wir verabschieden uns von Rita und Christian. Bald gelangen wir zur Half Moon Bay und der weltberühmte Highway Number 1 schlängelt sich weiter der Küste entlang, einmal auf Meereshöhe, dann wieder hoch über den Klippen mit wunderbarer Sicht auf das Meer. An vielen Stellen wird an der Strasse gebaut und es werden neue Brücken erstellt. Die Zeit und die rauen Witterungsverhältnisse mit viel Nebel, der brennenden Sonne und den doch zahlreichen Niederschlägen nagen an der Strasse. In Santa Cruz wollen wir bleiben, stellen Bob in einem Wohnquartier ab und gehen zu Fuss in die Stadt. Santa Cruz hat vor einiger Zeit einen bekannten Bürger verloren, einen 23-jähriger Surfer namens Jay Moriarity, der beim Tauchen in den Malediven ums Leben gekommen ist. Ein Teil seiner Lebensgeschichte wird heute Abend an der Uferpromenade verfilmt. Der Aufwand für die kurze Szene scheint uns enorm. Im Sommer wird Santa Cruz sehr stark von Touristen besucht und die Stadt ist bekannt für den bereits im Jahre 1907 erstellen „Boardwalk“.
Es gibt hier eine aus Holz bebaute Achterbahn, ein altes Karussell, ein Casino und diverse andere „Chilbibahnen“. Die Bahnen sind bereits geschlossen – wieder einmal „Closed for the Season“. Santa Cruz liegt am nördlichen Teil der wunderschönen Monterey Bay. Sehr wahrscheinlich sichtete schon Juan Cabrillo auf seiner denkwürdigen Erkundungsfahrt im Jahre 1492 die Bucht von Monterey. Den Namen erhielt die Region aber erst mehr als ein Jahrhundert später durch Sebastian Vizcaino, dem Leiter einer spanischen Expedition, die mit drei Schiffen die Küste erkundete und hier vor Anker ging. Namenspatron war der spanische Vizekönig in Mexiko, der die Reise veranlasst hatte. Als Handelsposten und Missionsstation 1770 gegründet, stieg Monterey, die etwas südlich gelegene Stadt an der Bucht, schnell zur Metropole auf. Erst nach dem mexikanisch-amerikanischen Krieg verlor die Stadt 1846 dieses Privileg, durfte aber als Sitz der ersten gesetzgebenden Versammlung eine bedeutende Rolle in der kalifornischen Geschichte spielen.
Monterey besitzt ein sehenswertes Altstadtviertel mit etwa 45 historischen Adobe-Häusern aus der Epoche vor 1850. Zu erwähnen ist das Stevensen House, in dem der Autor der „Schatzinsel“ einige Zeit wohnte. Beim Hafen von Monterey stellen wir Bob ab und gehen zu Fuss zum malerischen Pier mit vielen kleinen, farbigen Häuschen. Hier gibt es neben den üblichen Touristenläden, Restaurants, Eisdielen auch Seelöwen, welche sich unter dem Pier auf einer Plattform gemütlich machen und Fischer, die Ihre Fische ausnehmen. Zu den Fischern gesellen sich auch immer wieder Pelikane und Seemöven, welche von den Fischern mit einem Wasserschlauch abgespritzt und verjagt werden, wenn sich diese allzu dreist aufführen.
Weiter geht es zur legendären „Cannery Row“. Riesige Sardinenschwärme vor der Küste bildeten die Grundlage einer lukrativen Konservenindustrie, allerdings nur bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, weil danach die Fische ausblieben. Das ganze wurde vom Schriftsteller John Steinbeck im Roman „Cannery Row“ literarisch festgehalten. Nach Abriss der Fabriken vermarktete die Stadt das Werk und den Meister geschickt - die Vergangenheit wurde nostalgisch verewigt - und mit Touristendollars vergoldet. Auch wir schlendern die Strasse rauf und runter und beschliessen, am nächsten Tag noch das vielgepriesene Aquarium zu besichtigen.
Das Monterey Bay Aquarium vermittelt einen faszinierenden Eindruck von der Unterwasserwelt im Tiefseegraben vor der Küste. Das Aquarium gefällt uns sehr, es ist grosszügig angelegt und beherbergt zahlreiche grosse Becken, in denen sich jeweils eine Vielzahl verschiedener Fischarten tummelt. In einem Becken schwimmen verschiedene Haiarten, Sardinenschwärme, Thunfische, Störe und ein überaus hässlicher Mondfisch. In einem anderen Becken sind Seelöwen zu sehen, dann wieder Puffins und andere Tauchvögel.
Ein ganzer Raum ist den Quallen gewidmet. Durch besondere Lichteffekte sind diese Tiere auf faszinierende Art und Weise zu beobachten. Das Aquarium lohnt ein Besuch und die Zeit vergeht wie im Flug!
Die Weiterfahrt auf dem 17 Miles Drive lassen wir uns nicht entgehen. Der Geldadel schuf sich hier ein Refugium. Wir folgen dieser privaten Panoramastrasse entlang der rauen Küste, durch Golfplätze, Villenquartiere und vorbei an Luxuslogen diverser Schauspieler und anderer Prominenten bis vor die Tore des südlich gelegenen Carmels. Als landschaftlicher Höhepunkt an der Strecke gilt die einsame Monterey-Zypresse auf einem Klippenvorsprung, die Lone Cypress. Sie soll über 250 Jahre alt sein. Carmel ist hübsch und weist viele kleine Häuser mit gepflegten, üppigen Gärten auf. Der Ort wurde 1904 von Künstlern aus San Francisco gegründet und hat sein exklusiv-elitäres Flair und das exotisch-bohèmenhafte Ambiente der Gründerjahre behalten. Ein Spaziergang auf dem weissen Sandstrand ist ebenfalls ein „Muss“ – hier dürfen sogar Hunde frei herumspringen, eine Seltenheit. Für die Übernachtung fahren wir ins Carmel Valley und erhalten einen Platz im netten „Saddle-Mountain“ RV-Park. Da sich von Zeit zu Zeit im Campground ein Mountain Lion (kein Berglöwe sondern ein Puma) rumschleicht, muss Calou beim Spaziergang an der Leine bleiben.
Am nächsten Tag begeben wir uns dann auf den geplanten, ausgedehnten Spaziergang durch die Stadt und besichtigen im Anschluss danach noch die Mission. Im Jahre 1775 wurde die erste Kapelle errichtet, die 20 Jahre später einem grösseren, noch immer existierenden Bau weichen musste. Die Mission diente den beiden Padres Crespi und Serra, denen die Kette der Missionen in Kalifornien zu verdanken ist, bis zu ihrem Tod als Hauptquartier. Sie beherbergt auch die Gebeine der beiden 1782 und 1784 verstorbenen Franziskaner. Heute gilt die Anlage als eines der schönsten Beispiele früher Sakralarchitektur mit einer Sammlung über die Geschichte der Missionen in Kalifornien. Weiter geht es in Richtung Big Sur, bekannt durch das autobiographische Werk „Big Sur oder die Orangen des Hieronymus Bosch“. Big Sur ist ca. 10 km lang und kann mit den wenigen Häusern nicht als eigentliches Dorf bezeichnet werden und gibt somit auch nicht viel her. Bei der Lucia Lodge, hoch auf einer Klippe am Hwy 1 gelegen, fragen wir (Ernest muss fragen!) den Wirt, ob wir über Nacht auf dem Parkplatz bleiben können.
Kein Problem, wir sollen nur unseren Generator nicht laufen lassen. Wir können den Chef beruhigen – wir haben keinen. Im dazugehörenden Restaurant nehmen wir unser Nachtessen ein und das ist gut! Unser erster Halt am nächsten Tag ist das Point Lobos State Reserve mit einem eingezäunten Gehweg, welcher der Strand und somit die Seeelefanten von den Zuschauern trennt und schützt. Eine sehr nette „Lady-Guide“ erklärt uns, dass diese Tiere, welche hier faul herum lümmeln und sich hie und da in kleine Übungs- oder Scheinkämpfe“ einlassen, alles Jungtiere sind.
Wir wissen jetzt sogar, wie sich die beiden Geschlechter unterscheiden! Weiter erfahren wir, dass im Januar hier die geschlechtsreifen Weibchen eintreffen und ihre Jungen gebären. Nach einer kurzen „Stillzeit“ von ca. einem Monat beginnt das grosse Gerangel, weil die Weibchen bereits wieder empfängnisbereit sind. Die stärksten Männchen bilden ihren Harem von 30 bis 50 Weibchen und das geht nicht ohne viele und teilweise blutige Kämpfe vonstatten. Im Januar und Februar sind in diesem kurzen Küstenabschnitt auf der Höhe von San Simeon 16000 Seeelefanten anzutreffen.
Allein im letzten Februar sind etwa 4000 Jungtiere geboren worden, wobei nur etwa die Hälfte das erste Jahr überlebt. Auf dem Parkplatz treffen wir zufällig Rita und Christian wieder und fahren gemeinsam zum Hearst Castle. Eine wiederholte Besichtigung dieses Refugiums auf dem Hügel Cuesta Encantada (Zauberhügel) muss sein, umso mehr, als dass die Sicht heute ausserordentlich klar ist. Mit einem speziellen Bus geht es die steile Strasse hinauf zum Anwesen. Eine Führerin erklärt uns die Geschichte der Familie Hearst und wie es zum Bau dieses „Schlosses“, welches eigentlich eher wie eine Kirche oder Mission aussieht, gekommen ist. Wir werden durch die Empfangshalle, das Cocktail-, das Ess- und das Spielzimmer geführt.
Im Anschluss können wir uns in der Aussenanlage frei bewegen und sehen die schönen Gärten, die „Gästehäuschen“, den Neptun-Pool und das mit Goldblatt reich verzierte Hallenschwimmbad. Auch wenn wir das ganze schon drei oder vier Mal (das erste Mal 1971) gesehen haben, es ist immer wieder interessant und ein Besuch lohnt sich alleweil. Im Montana de Oro State Park treffen wir wieder auf Rita und Christian. Mit Campingstühlen ausgerüstet geht es zum nahegelegenen Strand für einen Apéro bei Sonnenuntergang. Rita und Christian fahren weiter in Richtung Las Vegas. Am Montag findet ein Konzert von Paul Simon im Cecars-Palace statt und sie wollen dabei sein. Wir fahren auf dem Hwy 1 durch fruchtbares Land, auf welchem vorwiegend Gemüse und Erdbeeren angepflanzt werden, in Richtung Santa Barbara. Von Rita und Christian erhalten wir per e-mail den Tourenplan von Paul Simon und siehe da: Am Sonntag spielt der grosse Künstler in der „Bowl“ in Santa Barbara. Wir sichern uns per Internet zwei Tickets, auch wir wollen dabei sein. Bei Gaviota gelangen wir wieder ans Meer und nach längerem hin- und her erhalten wir im El Capitan State Beach Park doch noch einen Stellplatz. Erst gegen Mittag fahren wir los in Richtung Santa Barbara. Um uns ein Bild der Parkmöglichkeiten zu machen, fahren wir zuerst zur “Bowl“ (Open-Air-Arena).
Keine 30 Meter vom Haupteingang stellen wir Bob ab und ein Securitas meint, wir können auch die ganze Nacht bleiben, da dies ein öffentlicher Parkplatz sei. So lassen wir Bob stehen und machen uns zu Fuss auf Richtung Strandpromenade und Pier. Wir schlendern durch die zahlreichen Marktstände, wo Künstler aus der Region ihre Ware feilbieten. Es werden Schmuck, Selbstgestricktes, Tonwaren, Skulpturen, Gemälde usw. angeboten. An einem Stand mit selbstgemachtem Schmuck finden wir eine junge Schweizer Künstlerin (Claudia Abderhalden – www.claudiaadesigns.com) und sie erzählt uns, dass sie bereits seit 14 Jahren hier lebt, verheiratet ist und nicht mehr in die Schweiz zurück möchte, weil das Leben hier einfacher sei. Trotzdem, Schweizer Bürgerin will sie bleiben. Auf dem Pier/Warf bekommen wir von Felix und Irene aus Marrakech eine SMS. Sie sprechen über die guten alten Zeiten. Die State Street ist das Zentrum von Downtown Santa Barbara und diese Gegend mit den zahlreichen Geschäften, Strassencafés und Restaurants gefällt uns sehr. Ein Glas Wein, eine französische Zwiebelsuppe und ein Club-Sandwich in einem netten Restaurant genügen als heutiges Nachtessen. Um 19 Uhr zur „Bowl“. Als Vorgruppe hören wir die Secret Sisters aus Alabama mit beachtlichen Stimmen und netten Countrysongs.
Das Konzert von Paul Simon beginnt sehr „rockig“, und bald hat der kleine, ältere Herr das Publikum in seinen Bann gezogen. Hervorragende Musiker begleiten den Weltstar und Ernest meint, dass er selten ein Open-Air-Konzert mit einer derart guten Akustik gehört habe. Sämtliche Instrumente kann man ganz klar ausmachen. Paul Simons neue CD wie auch seine Tour heissen „So beautiful or so what“ und wir hören viele neue Songs aus diesem Album, aber auch viele alte Lieder, unter anderem auch aus dem Album „Graceland“. Paul Simon hat es wirklich „gebracht“ und das zweistündige Konzert war toll – niemand ist sitzen geblieben. Unser Heimweg ist sehr kurz. Schlafen tun wir schlecht, wohl weil wir noch einen starken Kaffee getrunken haben und auch weil Bob in ziemlicher „Schieflage“ steht. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht aus den Betten fallen. Um 02.30 fährt dann der ganze „Konzert-Tross“ ab. Es sind zwei grosse Tourbusse mit Paul Simon und den Musikern und drei Lastwagen voll Equipment und Instrumenten, die sich auf den Weg nach Las Vegas machen. Das nächste Konzert findet in weniger als 18 Stunden statt!
Kurzgeschichte 29 – Vor- und Nachteil eines RV-Stellplatzes
Um es gleich vorweg zu nehmen: Ernest und ich haben des Öfteren Diskussionen in Bezug auf Stellplätze, respektive Übernachtungsorte. Ich gehe gerne auf Campgrounds, in State Parks oder State Beaches und RV-Parks, Ernest steht lieber irgendwo am Strassenrand auf einem Parkplatz. Was sind (für mich!!) die Vor- und Nachteile der diversen Stellplätze?
Vorteile Campgrounds in der Stadt, in State Parks, State Beaches oder RV-Parks (USA/Kanada): Man hat „seinen“ Platz, meist mit Tisch, Elektro- und Wasseranschluss (für uns zwar nicht so wichtig, ausser wenn wir Dumpen wollen). Der Platz ist plan, d.h. eben. Man kann auf der Haupttreppe rein und raus. Man kann die Türe und die Fenster öffnen und offen lassen. Calou kann draussen sein, auch wenn er meisten an der Leine gehalten werden muss. Man kann seine Stühle und den Campingtisch aufstellen. Man kann draussen Grillen und/oder ein Feuer machen. Man muss nicht „raus- und reinschleichen“. Es gibt meist gute Internetverbindungen. Es gibt Waschmaschinen und Tumbler. Es ist in der Regel ruhig (ausser der Platz liegt an einer Bahnlinie). Man kann seinen Abfall entsorgen. Man kommt mit vielen Leuten ins Gespräch – Kurz „man“ ist zu Hause und angekommen an einem (meist) sympathischen und netten Ort.
Nachteil „wildes Campen“: Man steht meistens „schief“. Kochen und Schlafen ist mühsam so. In den Städten am Strassenrand darf man nicht zeigen, dass man darin schläft, d.h. alle Storen rauf, rein- und rausschleichen – kurz, man fühlt sich „eingesperrt“. Ein Stellplatz kostet etwas und ist nicht gratis!
Ernest hat sicher Gegenargumente, welche er hier gerne anbringen kann……
2011 | USA/California - Mexico/Baja California Nord | km |
24.10.2011/Mo | Santa Barbara | 15 |
25.10.2011/Di | Santa Barbara - Venice | 185 |
26.10.2011/Mi | Venice - Dana Point | 103 |
27.10.2011/Do | Dana Point - Potrero | 187 |
28.10.2011/Fr | Potrero/USA - Bufadora/Mexico | 171 |
29.10.2011/Sa | Bufadora - San Quintin (Fidel's El Pabellon) | 174 |
30.10.2011/So | San Quintin | 0 |
Wochenbericht – 24. bis 30.10.2011
von Santa Barbara/USA/Kalifornien nach San Quintin/Baja California/Mexico
Am Nachmittag fahren wir Richtuntg Downtown und parkieren gleich für die Nacht. Vorher geht es aber nochmals auf einen Stadtbummel und wir geniessen die lockere und angenehme Atmosphäre von Santa Barbara. Am nächsten Tag kommen an der Promenade mit ihren Fahrrädern Werni und Lotti Bitterli aus Davos angefahren. Sie fahren die Strecke Vancouver – Los Angeles mit Ihren Velos mit Anhänger – absolut bewundernswert, sie haben ungefähr unseren Jahrgang. Die Strecke der Küste von Kalifornien entlang ist nicht gerade eine Traumstrecke für Velofahrer. Oft ist die Strasse eng und wenn es einmal einen Velostreifen gibt, ist der Belag meistens schlecht. Einige Strecken gilt es auf der Autobahn zu fahren und Lotti meint, für sie wäre jetzt eine Fahrt auf der Autobahn von Zürich nach Bern überhaupt kein Problem mehr!
Dem Hwy 1 folgen wir weiter via Point Mugo bis nach Malibu. Malibu ist speziell und nicht einzuordnen. Es hat zwar einige bemerkenswerte Villen, der Ort an sich ist aber wirklich bieder („füdlig“ auf gut Zürichdeutsch). Die meisten Häuser an der Hauptstrasse zum Meer hin sehen absolut mittelklassig, teilweise fast schon ärmlich aus. Wenn man dann aber die davor geparkten Ferraris usw. sieht, wird einem bestätigt, dass man sich in Malibu befindet. Die Getty Villa an der Hangseite, also nicht direkt am Meer, ist nicht zu übersehen. Die Villa wurde erst im Jahre 2006, nach einer achtjährigen Renovation, wieder geöffnet und beherbergt Gettys griechische, römische und etruskischen Antiquitäten. Die enorme Gemäldesammlung wird im Getty Center gezeigt. Dieses Museum liegt aber ca. 30 km entfernt in den Santa Monica Mountains. In Santa Monica ist ein Spaziergang auf dem alten Pier aus dem Jahre 1908, dem ältesten Vergnügungspier Kaliforniens, ein „Muss“. Hier endet auch die legendäre Route 66.
In Venice Beach befindet sich der „Ocean Front Walk“, einst eine Strandpromenade der Hippies, Ausgeflippten und der Strassenkünstler. Was wir antreffen, ist erschreckend. Es haben sich hier vor allem Randständige zusammen getan und bevölkern die einst saubere und unterhaltsame Promenade. Touristen sieht man so gut wie keine mehr, dafür wird mehr oder weniger legal Haschisch verkauft. Obwohl wir hier gleich im Zentrum hätten parkieren und übernachten können, müssen wir weg aus dieser Gegend. In einem ruhigen, netten Quartier, in der Nähe der Marina, finden wir einen geeigneten Platz. Bereits am Vortag haben wir mit Christoph Seitz, welcher bei der Speditionsfirma Rinkens arbeitet und vor zwei Jahren die Harleys von Oliver und Ernest in die Schweiz verschifft hat, Kontakt aufgenommen. Wir wollen unseren „Bob“ während unseres Aufenthaltes in der Schweiz an einem sicheren Ort wissen. Christoph Seitz hat signalisiert, dass wir Bob auf dem Gelände abstellen können und so fahren wir nach Paramount/Los Angeles und wollen uns den Ort ansehen. Uns wird zugesagt, dass wir Bob für die zwei Monate abstellen können und wir sind erleichtert, einen guten Platz gefunden zu haben. Wir dürfen noch einen kurzen Blick in die Lager- respektive Speditionshalle werfen – und wir sind begeistert. Hier stehen unzählige Motorräder und Oldtimer herum, welche in kürze verschifft werden, vor allem nach Europa und in die Schweiz – der starke Franken resp der schwache Dollar lässt grüssen.
Nun zieht es uns definitiv in die Baja und so fahren wir erst einmal südwärts nach Long Beach. Obwohl sich in Long Beach der grosse Frachthafen befindet, wirkt hier alles sehr sauber und aufgeräumt, Der schwache Verkehr in der ganzen Gegen überrascht uns sehr, oder liegt es an den grosszügigen Platzverhältnissen?
An einem Pier liegt die alte „Queen Mary“, die Hauptattraktion von Long Beach, vor Anker. Auf den 1001 Atlantiküberquerungen zwischen 1936 und 1964, transportierte das Schiff zahlreiche Majestäten, Honoraten, Immigranten und Truppen. Seit 1967 wird das Schiff als Hotel und Touristenattraktion genutzt und kann besichtigt werden. Newport Beach ist unser nächstes Ziel. Die Stadt besticht durch den enorm breiten und weissen Sandstrand, die unzähligen Marinas mit Yachten jeglicher Grösse und den mondänen Wohnvierteln und Villen mit eigenem Strand oder Bootsanlegeplatz.
Wir begeben uns auf einen Spaziergang am Strand, Calou kann mal wieder frei herumspringen (weder Polizei noch Lifeguards haben Einwände) und uns gefällt die Gegend hier sehr.
Die ganze Küste bis Dana Point beherbergt traumhafte Villen und Sandstrände. Wir übernachten auf dem Campground Doheny State Beach. Am nächsten Tagen finden wir im Führer “Mexican Camping” von Mike & Terri Church (sehr zu empfehlen / ISBN: 978-0982310106) die Adresse des Discover Baja Travel Club in San Diego. Für die Einreise nach Mexico fehlen uns noch die Haftpflichtversicherung für das Fahrzeug und unsere Touristenkarten (FMT) und so fahren wir zum Club an der 3264 Governor Drive, SD 92122. Monica, eine der beiden Damen im Büro, berät uns ausgezeichnet. Sie schliesst für uns die Versicherung ab und stellt auch gleich die FMT aus, so dass wir es am Zoll einfacher haben sollen. Nach einer guten halben Stunde ist alles erledigt und wir beschliessen, San Diego nicht zu besuchen und gleich in Richtung Mexico aufzubrechen. Als Grenzübergang wählen wir Tecate und wir fahren durch hügeliges und immer karger werdendes Bergland bis nach Potrero, dem letzten amerikanischen Dorf vor der Grenze.
Im RV Park stehen lediglich zwei Fahrzeuge, es ist offensichtlich Nebensaison. Am nächsten Tagen fahren wir Richtung Tecate. Am Zoll stehen einige Fahrzeuge, die Wartezeit ist aber kurz. Bei der Ausreise stehen 5 amerikanische Grenzbeamte. Wir werden „pro Forma“ kontrolliert. Offensichtlich wollen sie aber nur sehen, wie es in einem europäischen Offroad Mobil aussieht. Die Einreise nach Mexiko ist wesentlich einfacher als die Ausreise aus den USA. Die mexikanischen Beamten sind am Fahrzeug nicht interessiert und heissen Ernest, um den Block zu fahren und zu parkieren. Während dessen kann ich mit den Pässen und mit den bereits ausgefüllten Touristenkarten und der Quittung der Bezahlung an den Schalter. Ein sehr freundlicher und lustiger Zöllner kontrolliert die Papiere, wir müssen unterschreiben und nach ein paar Minuten ist die Einreise erledigt. Hunde können problemlos nach Mexico reisen, nicht einmal die Papiere werden verlangt. Mexico ist anders. Gleich von Beginn weg erscheint uns das Land sympathisch. Wir fahren durch die Hauptstrasse von Tecate und überall wird uns zugewinkt. An der ersten Pemex Tankstelle (staatliche Tankstellen) wird ein Tank aufgefüllt. Ein Liter kostet nur noch ungefähr 70 Rappen, die Preise sind im ganzen Land einheitlich. Durch hügelige und karge Landschaft geht es in Richtung Süden. In der Nähe von Guadalupe beginnt das Weinbaugebiet, die „Ruta del Vino“.
Im Valle de Guadalupe werden 90% des mexikanischen Weines hergestellt. Wenn wir den Brochuren Glauben schenken, gibt es in dieser Weingegend einige sehr gute Kellereien, welche hervorragenden Wein herstellen. Von einem Besuch einer Weinkellerei sehen wir ab, da unser heutiges Ziel ein Campground südlich von Ensenada sein soll und wir uns vorgenommen haben, in Mexico nie später als 16 Uhr am Übernachtungsort einzutreffen. Ensenada ist Bajas drittgrösste Stadt und heute einer der grössten Fischereihäfen Mexikos. Wir durchfahren die geschäftige Stadt und gelangen an das südliche Ende der Bahia Todos Santos (Allerheiligen Bucht). Wieder einmal hat der zweite Luftkreislauf von Bob zu wenig Luft, d.h. füllt nicht und Ernest steuert eine Lastwagenwerkstatt an. Etwa eine halbe Stunde wird diskutiert und als Lösung wird vorgeschlagen, dass MAN Deutschland das Computerprogramm, welches die Luftregelung steuert, per Internet schickt und dann hier überspielt wird. Wir bedanken uns für die guten, freundlichen und kostenlosen Ratschläge und fahren weiter – wie bereits zuvor hat sich das Problem von selbst gelöst, wir haben wieder genügend Druck im zweiten Kreis. Wir fahren nach Bufadora. Gleich beim Dorfeingang befindet sich auf der rechten Seite das Restaurant La Bufadora mit grossem Parkplatz.
Dieses Restaurant macht uns einen sehr guten Eindruck und ich weiss, was Ernest im Hinterkopf hat. Etwas „Kleines“ essen und hier parkieren und schlafen. Und so ist es gekommen. Es war zwar nicht das „kleine Essen“, es war ein ausgezeichnetes und eher üppiges Essen. Der Koch hat zuerst seine Guacamole direkt bei uns am Tisch im Garten zubereitet. Zwei frische Avocados, Saft einer Zitrone, fein gehackte Zwiebel, etwas Cilantro und Salz wird in einem Mörser zerstampft und zu frischgemachten Tortillas gereicht. Ein erster Tequila musste auch sein: Ein kleines Glas Tequila, etwas Salz auf den Handrücken, in einen Zitronenschnitz beissen, Salz ablecken und „Ex“ runter mit dem Agavenschnaps. Natürlich wollen wir uns auch die bekannte „La Bufadora“ (Blowhole) anschauen.
Ein eindrucksvolles Schauspiel ist es tatsächlich. Wenn mit den Wellen das Wasser in eine Höhle eindringt, entsteht unter gewaltiger Geräuschentwicklung ein Wasser-Luft-Gemisch und dieses wird aus einer Spalte bis zu 30 Meter hoch in die Luft katapultiert. Der Wellengang ist heute nicht sehr gross, d.h. die See ist eher ruhig, trotzdem spritzt das Wasser etwa 20 Meter hoch. Es soll auf der Erde lediglich zwei dieser „Blowholes“ geben, eines auf Hawaii und eben „La Bufadora“. Auf der Strasse Nr. 1 geht es weiter landeinwärts durch hügeliges Bergland. An manchen Stellen wird eine neue Strasse gebaut und es geht nicht so schnell vorwärts, wie wir uns das vorstellen.
In Colonet wird nochmals Diesel getankt und zwar erst, nachdem wir an einem Bankomaten Pesos gelöst haben. Ich stehe etwa 20 Minuten dafür an. Offensichtlich haben Angestellte der nahe gelegenen Fabrik erstmals ihren Lohn auf ein Konto einbezahlt erhalten und für den Bezug dazu die entsprechende Visakarte. Sie wollen alle aus dieser Maschine Bargeld beziehen. Mit Ausnahme einer jungen Dame weiss niemand so wirklich Bescheid. Die junge Dame erhält etwa 15 Visakarten mitsamt den Pins zugesteckt und erledigt den Geldbezug für ihre Kollegen und Kolleginnen.
Auf der Strecke nach San Quintin sehen wir beidseits der Strasse grosse Gemüsefelder. Freiland werden Peperoni, Bohnen und in den Treibhäusern Tomaten angepflanzt.
Südlich der Stadt finden wir „Fidel’s El Pabellon Palapas Alvinos“. Gleich bei der Einfahrt winkt uns Fidel zu und begrüsst uns herzlich – wir sind die einzigen Gäste auf dem grossen Gelände am riesigen, langen Sandstrand und können unseren „Platz“ aussuchen. Die Zeiten sind schlecht, die Amis kommen seit etwa vier Jahren nicht mehr oder nur noch vereinzelt. Die Negativwerbung für Mexiko in den USA scheint Erfolg zu haben. Calou findet hier gleich eine Freundin, mit deren er spielt und herum springt. Dies ist in den sieben Monaten unserer Reise noch nie vorgekommen und er geniesst es offensichtlich. Die Sonne geht bereits um 18 Uhr unter und es wird merklich kühl.
Uns gefällt es hier aber sehr, uns so beschliessen wir, auch Calou zu liebe, nochmals einen Tag zu bleiben. Mit Frühstück draussen ist auch noch nichts, da sich der Nebel erst gegen 10 Uhr auflöst. Wir starten heute, jeder für sich, mit dem Spanischkurs. Ernest montiert wieder einmal das Sonnensegel und erledigt einige kleinere Instandstellungsarbeiten. Gegen Mittag kommt Fidel vorbei und kassiert die 10 Dollar für die zweite Nacht. Gleichzeitig erhalten wir von ihm ein grosses Filet Heilbutt, unser heutiges Nachtessen. Den Fisch hat er gestern selber gefangen. Ein friedlicher und gemütlicher Tag neigt sich dem Ende zu, bis beim Abwasch plötzlich ein Ansturm von unzähligen, kleinen Fliegen erfolgt. Fenster und Türen sind wie immer mit einem Moskitonetz gesichert, die lästigen Dinger haben ihren Weg aber beim defekten Durchgang zwischen Fahrerhaus und Wohnkabine innert kürzester Zeit gefunden. Es sind nicht hunderte, es sind tausende. Sofort wird alles weggeräumt und die Wohnkabine wird mit Moskitospray eingeräuchert bis alle, wirklich alle, mausetot herumliegen (wir haben schon lange das Weite gesucht). Dann geht das grosse Aufräumen und Putzen los.
Kurzgeschichte 30 - Baja California
Baja California (Niederkalifornien) erstreckt sich über 1300 km von Tijuana bis nach Cabo San Lucas. Die 30 bis 100 km breite Halbinsel vor der mexikanischen Westküste ragt wie ein ausgestreckter Finger ins Meer: Umspült vom Golf von Kalifornien – von den Mexikanern auch Mar de Cortés genannt – und vom Pazifik, bieten die Bundesstaaten Baja California Norte und Baja California Sur Wüste, Hitze und Einsamkeit.
Mexicos „heisser Ofen“ (es wird berichtet, dass Hernan Cortés bei seiner Ankunft an der Südspitze der Halbinsel das Land wegen seiner Temperaturen callida fornax, Heisser Ofen, nannte) hat es in sich: Ursprünglich Teil des mexikanischen Festlandes, entwickelten sich nach der geologischen Abtrennung vom Festland in Millionen von Jahren Pflanzen- und Tierformen, die sonst nirgendwo existieren: Klapperschlangen ohne Klapper oder Bäume wie die Cirios, seltsam dünn, mit kahlen, spindeldünnen Zweigen, bestens dem Klima angepasst. Vielleicht am beeindruckendsten sind die bis zu 25m hohen und 2 m dicken Cardon-Kaktee. Diese so genannten „Kathedralen der Wildnis“ prägen neben Salzwüsten, blühenden Oasen und verlassenen Missionsstädtchen die Landschaft ebenso wie die steil aufragenden Felsen der Sierra de la Giganta, Ihre Canons und trockenen Flusstäler (arroyos). Im Grössenvergleich zum Festland wirkt die schlauchartige Halbinsel zwar klein, tatsächlich ist sie jedoch länger als Italien. Dabei ist sie mit Ausnahme der an der nordamerikanischen Grenze gelegenen Grossstädte Tijuana und Mexicali, in denen über 80% der Bewohner Baja Californias leben, nahezu menschenleer.
Ganz nach oben 2011 Oktober - USA